Was Investoren bei Immobilienfinanzierung beachten müssen
Der Immobilienmarkt in Dubai übt auf viele eine magische Anziehungskraft aus: Steuerfreiheit, Prestigeprojekte und ein luxuriöser Lebensstil locken Investoren aus aller Welt an. Doch wer sich eingehender mit der Finanzierung von Immobilien in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) beschäftigt, stößt schnell auf kulturelle Besonderheiten, strategische Fallstricke und hartnäckige Mythen, die sich hartnäckig halten. Ein Blick hinter die glänzende Fassade offenbart: Immobilienfinanzierung in Dubai funktioniert anders als in vielen westlichen Ländern und erfordert ein Bewusstsein für mehr als nur Zins und Tilgung.
1. Mythos: Jeder kann problemlos eine Immobilie in Dubai finanzieren
Ein weitverbreiteter Irrglaube. Tatsächlich gibt es klare Einschränkungen – sowohl für Residenten als auch für Nicht-Residenten. Wer keinen Wohnsitz in den VAE hat, bekommt in der Regel nur bis zu 50% des Immobilienwerts finanziert. Residenten hingegen können mit bis zu 80% rechnen – allerdings nur, wenn Bonität, Herkunft der Gelder und der Beschäftigungsstatus den Anforderungen entsprechen. Zusätzlich spielen die Art der Immobilie und der jeweilige Entwickler eine Rolle bei der Kreditvergabe.
Strategischer Tipp: Eine rechtzeitige Strukturierung der Einkommensnachweise sowie gegebenenfalls die Eröffnung eines lokalen Bankkontos kann die Finanzierungswahrscheinlichkeit deutlich erhöhen. Es ist auch ratsam, sich vorab bei verschiedenen Banken über deren spezifische Konditionen und Anforderungen zu informieren.
2. Kulturelles Missverständnis: „Schnelligkeit heißt Effizienz“
In Dubai ticken die Uhren anders – besonders im Bankwesen. Was westliche Investoren als „Bürokratie“ empfinden, basiert in den Emiraten oft auf einer anderen Form von Risikobewertung, kulturellem Vertrauen und Hierarchie. Entscheidungen ziehen sich oft über Wochen – selbst bei scheinbar einfachen Anträgen. Dies liegt oft an komplexen Genehmigungsprozessen und einer gründlichen Due-Diligence-Prüfung.
Kulturelle Brücke: Geduld und Präsenz sind entscheidend. Wer sich sichtbar macht – sei es durch lokale Ansprechpartner, persönliche Termine oder kulturelles Verständnis – gewinnt Vertrauen und beschleunigt Prozesse langfristig. Der Aufbau persönlicher Beziehungen zu Bankberatern und anderen relevanten Akteuren kann den Prozess erheblich erleichtern.
3. Unterschätzter Fallstrick: Sharia-konforme Finanzierungen
Nicht alle Banken bieten klassische Hypothekendarlehen an. Viele Institute agieren streng nach islamischem Finanzrecht, das Zinserträge verbietet. Stattdessen wird oft ein sogenanntes „Ijara“-Modell genutzt – eine Leasingstruktur mit Kaufoption. Diese Modelle können komplexe Vertragsstrukturen und unterschiedliche Gebührenmodelle beinhalten.
Feinheit mit Folgen: Diese Modelle wirken auf den ersten Blick attraktiv, können jedoch langfristig teurer sein als erwartet, da Gebühren und Vertragsnebenkosten meist höher ausfallen. Es ist wichtig, die Vertragsbedingungen genau zu prüfen und sich gegebenenfalls von einem Finanzexperten beraten zu lassen, um die langfristigen Kosten und Verpflichtungen vollständig zu verstehen.
4. Mythos: Alles lässt sich digital und remote abwickeln
Zwar ist Dubai digital fortgeschritten, doch bei Finanzierungen ist physische Präsenz oft unerlässlich – ob für die Beglaubigung von Dokumenten, Identitätsprüfungen oder Vertragsunterzeichnungen. Einige Banken verlangen sogar persönliche Treffen mit den Antragstellern, um das Vertrauen zu stärken und die Identität zu überprüfen.
Praxisfaktor: Wer ernsthaft finanzieren will, sollte mindestens eine Reise für persönliche Termine einplanen – oder mit einer vertrauenswürdigen lokalen Vertretung zusammenarbeiten. Eine lokale Vertretung kann nicht nur bei der Kommunikation mit den Banken helfen, sondern auch bei der Beschaffung und Überprüfung der erforderlichen Dokumente.
5. Tückisch: Überbewertung von Off-Plan-Investments
Die Idee, heute zu kaufen und morgen zu profitieren, ist besonders bei Neubauprojekten beliebt. Doch viele dieser Off-Plan-Projekte sind nur begrenzt finanzierbar – Banken finanzieren meist erst, wenn 50–80% des Projekts fertiggestellt sind. Zudem können sich Bauverzögerungen und Änderungen in den Marktbedingungen auf den Wert und die Finanzierbarkeit der Immobilie auswirken.
Risiko: Wer früh einsteigt, muss oft aus eigener Tasche vorfinanzieren – ohne Sicherheit, ob das Projekt termingerecht (oder überhaupt) fertiggestellt wird. Es ist ratsam, sich gründlich über den Entwickler und seine bisherigen Projekte zu informieren, bevor man in ein Off-Plan-Projekt investiert. Eine sorgfältige Due-Diligence-Prüfung kann vor unerwarteten Risiken schützen.
Fazit: Finanzierung in Dubai verlangt mehr als Kapital
Wer in Dubai finanzieren will, muss nicht nur seine Bonität kennen, sondern auch den kulturellen Kontext, die Mechanismen der lokalen Bankenwelt und die Strategien erfolgreicher Investoren verstehen. Eine gründliche Vorbereitung, Geduld und die Zusammenarbeit mit lokalen Experten sind der Schlüssel zum Erfolg.
Die goldene Regel: Nicht alles, was glänzt, ist Gold – aber wer sich vorbereitet, wird in Dubai mehr als nur ein Dach über dem Kopf gewinnen. Eine umfassende Recherche und das Einholen professioneller Beratung können den Unterschied zwischen einer erfolgreichen Investition und einem kostspieligen Fehler ausmachen.
Lies auch hierzu unseren aufschlussreichen Blogbeitrag zum Thema:
Zwischen Vision und Visa – Strategisch Leben und Investieren in Dubai